Hans und Franziska Raimund
Josefa Martin

April, 2025

Hans Raimund zum 80. Geburtstag

Hochstraß, Hauptstraße Nr 11: ein gelbes, altes Bauernhaus mit einem grünen Holztor. Im Sommer von wildem Wein umrankt. An dem Tor eine Tafel, eine große Tafel, mit einem Gedicht, das Impressionen aus dem Dorfleben durch die Brille eines Zugezogenen (einem Einheimischen würden diese Details eher nicht auffallen) beschreibt. 

Seit 1997 leben hier Hans und Franziska Raimund. Wer das Paar kennt, weiß, wie innig ihre künstlerische Zusammenarbeit ist: Korrekturlesen, konstruktive Kritik üben, Ideenaustausch. Beide übersetzen Werke aus dem Italienischen, dem Englischen, dem Französischen und es sind nicht unbedingt die gängigen SchriftstellerInnen, die alle Welt kennt, die sie übersetzen, eher Kleinode, die darauf warten, entdeckt zu werden: Henry Cole, Enzo Larmatora, Dario Calimani, Attilio Bertolucci, J.Rodolfo Wilcock, Franco Fortini, Mario Andrea Rigoni, Luigi Fontanella, Danila Boggiani, Donatella Bisutti, Elena Salibra, um nur einige Namen zu nennen.

Woher dieser Bezug zur italienischen Sprache? 13 Jahre Aufenthalt in Italien, in Duino bei Triest, für Franziska Raimund aus beruflichen Gründen (sie war Leiterin des UWC (United World College) Adriatic, für Hans Raimund ein Aufenthalt als freischaffender Schriftsteller, nachdem er selbst 12 Jahre lang den Lehrberuf (Studium: Anglistik, Germanistik, Musik) an verschiedenen Wiener Gymnasien ausgeübt hat.

Zurück zu den weißen Tafeln mit den Gedichten: sie finden sich auch an einigen der alten Holzstadeln in Hochstraß (die sogenannten „Stadelgedichte"), laden den Besucher ein, zu verweilen und beschreiben mit dem „langen geduldigen Blick“ (Titel eines Gedichtbands von Hans Raimund), das Leben auf dem Lande und welche Resonanzen es im Autor hervorruft, wobei der starke Bezug zur Natur und zur Landschaft oft im Vordergrund steht.

Hans Raimund ist schon in den 80er-Jahren als Lyriker, Verfasser von Kurzprosa und Essayist in Erscheinung getreten. Eine Auswahl seiner Bände steht in der „Bibliothek Lockenhaus“ („Strophen einer Ehe“, "Vexierbilder“, „Trugschlüsse“, „Trauer träumen: Aus den Hochstrasser Heften“, „Das Raue in mir: Aufsätze zur Literatur und Autobiografisches“, „Neigungen“, „Auf einem Teppich aus Luft“ etc.), ebenso der im Vorjahr erschienene Gedichtband von Franziska Raimund: „Chiaroscuro, Das Helle und das Dunkle“).

Preise, ja, würde man jetzt noch alle Preise aufzählen, würde der Eintrag noch sehr lange werden. Wir wollen daher nur den letzten erwähnen, den Preis der Stadt Wien für Literatur (2020). Eine vollständige Auflistung der Preise findet sich im Internet.

Aber wir verknüpfen mit diesem Eintrag noch ein Anliegen: am 5. 4. 2025 wird Hans Raimund 80 Jahre alt. Wir, das Team der Bibliothek Lockenhaus, sowie die LeserInnen wünschen alles Gute und noch viel Schaffenskraft und Geistesfrische für die kommenden Jahre.

Text von Josefa Martin